Er ist weg! Nie wieder Brötchen!

Juli 2, 2008

Mein Stammbäcker hat zugemacht. Sang und klanglos. Auf einmal standen die Möbel vor der Tür, für den Sperrmüll freigegeben. Man habe noch eine Filiale in der Hamburger Straße. Als ob das ein Trost sei. Wer geht für die morgendlichen Sonntagsbrötchen mehr als um die Ecke? Ich bin in Trauer. Wie damals, als man MIR MEINEN Briefkasten am Ostertorsteinweg wegnahm. Ich ahne Schlimmes. Eines Tages werde ich aufwachen und die Straßenbahn an meiner Straße bimmelt nicht mehr. „Straßenbahn?“, werde ich dann zu hören bekommen, „die fährt jetzt vom Hauptbahnhof.“

Anpfiff!

Juni 10, 2008

Spannende Aufstellung am Eck im Viertelstadion. Auf der linken Seite in grünen Trikots, die Hausmannschaft der Bremer Exekutive und auf der rechten Seite in schwarzen Trikots die junge dynamische Nachwuchsmannschaft der politischen Linken.
Anpfiff! Der erste Ball verlässt die hinteren Reihen der bis dato unbedarften Jungspieler. „Is doch nur Spass!“ Schon beim Abstoss wird deutlich, dass die Roten – in diesem Fall schwarz, rot, gold – ohne Chance sind. Der Ball wird an der Seitenlinie durch verbissene Spieler in den grünen Trikots eingesackt.
Zweiter Ball im Spiel. Wieder keine Chance und der Ball verschwindet in den Reihen der ausführenden Gewalt. Irgendwie kommt keiner so richtig in Spiel und der Frust auf beiden Seiten wächst.
Halbzeit! Ein halbnackter Fan überquert das Spielfeld. Mitgerissen von seinen Emotionen – und vielleicht durch den Einsatz einiger weniger alkohollastiger Getränke – sprintet der Flitzer auf die Damenmannschaft des FC „Wir sind Bierernst“ zu. Küsst eine der am Spielfeldrand stehenden Spielerfrauen und wird sofort entfernt.
Das Spiel kann weitergehen. Klappe die dritte. Mit Hilfe mehr oder weniger melodischer Fangesänge schafft es der Ball tatsächlich kurze Zeit im Spiel zu bleiben. Schönes Zuspiel!!! Und dann…
auch der vorerst letzte Versuch für diesen Abend, die grimmig dreinschauende B-Mannschaft des SV Bullenstadt ins Hintertreffen geraten zu lassen, ist gescheitert.
Einer der Mitspieler in den grünen Trikots dreht sich noch zum Fanblock der Roten um und äußert hämisch seine Schadenfreude zum gewonnen Sieg: „Na, da haben wir ja wohl mal wieder gewonnen!“

Eure auf ein Wunder vom Eck wartende Ottilie…

im anderen Viertel…

Juni 3, 2008

Schon bin ich wieder da, zurückgekehrt von einem kleinen Ausflug nach Berlin. Und möchte doch allen Viertelblog-Leserinnen und Lesern mein dortiges VIERTEL ans Herz legen – den Kiez Friedenau. Von mir als Jugendliche als „Berliner Käseglocke“ bezeichnet, weil man sich nie und nimmer in der quirligen Großstadt wähnte, entwickelt es sich immer mehr zu einem belebten, fast trendigen Bezirk. Mein Lieblingsort ist dort der Platz vor dem Rathaus Friedenau. Es ist schon fast ein Ritual geworden, dass ich bei meinen Besuchen am Samstag einmal über den Markt dort schlendere. Ein echtes Erleben für die Sinne! Da drückt einem ein Marktschreier seit eh und je ein riesiges Bund Rosen in die Arme: „Nur fünf Euro, meene Damen und Herren, ’ne echte Jelejenheit!“, dort bekommt man beim Türken zu Obst und Gemüse immer irgendeine Detschware für umsonst dazu. Neu – na ja, seit der Wende – sind die Gemüsestände „aus dem Osten“ – „Klar jehn die Pfingstrosen auf, wir sind doch Bauern!“ – , und die kleinen Tische mit französischen Pasteten, Törtchen von Mutti und Falaffel. Man sollte es nicht meinen, aber man ist echt berauscht. Und wenn man dann bei den Kindern, die ihr Spielzeug auf einer Decke zum Verkauf anbieten, noch ein Buch für den Neffen findet, und dann bei „Marcello“, dem „In-Italiener“, einen Capuccino schlürft, ist die Welt echt in Ordnung.

Vielleicht treffen wir uns ja mal in Berlin?

Fragt Eure St-Pauline

Menschliche Skurrilitäten

Juni 2, 2008

Mittlerweile liebe ich es im Viertel in einem Cafe nahe dem Ostertorsteinweg zu sitzen und meine Gedanken kreisen zu lassen, während ich Menschen, die an mir vorüberziehen beobachte.
Gestern war wieder so ein Tag! Das Wetter im Eiscafe genießend beobachtete ich und wurde fündig.
Ein Mann, lasst ihn Mitte dreissig gewesen sein, setzt sich neben mich in der Eisdiele. Wir kommen ins Gespräch und plötzlich fällt mir eine riesige kreisrunde, grüne Tätowierung an seinem Oberarm auf. Ich frage ihn, was das für ein Symbol sei und er antwortete: „Der Grüne Punkt“! Ich schaue hin und entdecke, dass dieser Verrückte sich tatsächlich das Symbol des grünen Punktes, welches wir von unseren Warenverpackungen kennen, auf den Arm hat tätowieren lassen. Auf die Frage, warum er sich dies angetan hat, meinte er nur: „Is doch Punk“!
Während ich noch dachte was daran so rebellisch sein soll, fährt ein älterer Herr, mit Ganzkorpertätowierung (und Behaarung) an uns vorbei. Hinten an seinem Fahrrad hängt so ein Kindercruiser und in diesem….drei kleine Hunde (alles Möpse)!
Das zum Thema: Menschliche Skurrilitäten im Viertel.

Eure etwas schief aus der Wäsche guckende Ottilie…
Der grüne Punkt

Glück am Morgen

Juni 2, 2008

Da!, auf einmal taucht ein Schornsteinfeger auf dem Nachbardach auf, als ich aus meinem Wohnzimmerfenster schaue. Gleich fängt er sicher zu tanzen an, Mary Poppins fliegt hinzu und die beiden singen im Duett.

Eure glückliche St-Pauline

Hallo?

Mai 30, 2008

Gestern stand ein Mann mit nacktem Oberkörper vor dem Penny und drückte sich Pickel neben der Brustwarze aus. Hallo? Geht es noch ekliger???

Wie gut, dass ich übers Wochenende mal rauskomme.

Eure Reise-St-Pauline

Es stinkt im Viertel!

Mai 28, 2008

Gut, dass meine Schwester gerade nicht zu Besuch in Bremen ist. Sie behauptet nämlich immer, Bremen sei dreckig. Heute Morgen müsste ich ihr Recht geben, und das will ich nicht. Denn im Viertel sieht es aus wie Sau. Überall Müll auf den Bürgersteigen, der rumfliegt wie in einem schlechten Film. Dann das schwüle Wetter, das Duftmarken fördert. Und den Stiefel, der seit Wochen an der Ecke der St-Pauli-Straße liegt, kann ich auch nicht mehr sehen.

Help!, ruft Eure St-Pauline

Wer ist Sabine?

Mai 24, 2008

Ich laufe abends den Ostertorsteinweg entlang. Vor mir vier junge Männer. „Ej, ich komme mit der Sabine einfach nich klar!“ „Hast‘ se denn gesehen?“ „Nee, irgendwie kommt’s nich zustande.“ Die vier palavern weiter vor sich hin. Ich biege in meine Straße ab, mir kommt ein weiterer junger Mann entgegen. Er telefoniert gerade auf seinem Handy: „Du, ich komme gerade von Sabine.“

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Was ist da los mit Sabine?

Eure faszinierte St-Pauline

Hurra! Er ist wieder da!

Mai 23, 2008

Briefkasten

Oh heiliger Franziskus der Brieftauben und -marken, ich danke Dir! Er ist wieder da, mein heißgeliebter Briefkasten an den Wallanlagen! Freigelegt von den Bauzäunen, die ihn monatelang schachmatt setzten, nun wieder bereit, meine Post aufzunehmen und seine Empfänger zu beglücken. Kein Umweg mehr zur Hauptpost, kein zerknitterter Brief mehr am Abend, weil mir tagsüber kein anderer Briefkasten begegnete. So oll Du auch aussiehst, ich liebe Dich!!!

Eure glückliche St-Pauline

Es ist vollbracht – die Baustelle ist weg!

Mai 22, 2008

Ich wollte mir schon die Augen reiben, so ungewöhnlich war das gestrige Bild – die Baustelle am Ostertorsteinweg ist weg! Autos und Straßenbahn fuhren wieder, die neugelegten Pflastersteine glänzten in der Sonne. Ich werde sie vermissen, die Bauarbeiter – noch letzte Woche amüsierte ich mich darüber, wie heimisch sie sich zu fühlen scheinten. Einer telefonierte auf seinem Handy, ein anderer machte Gymnastik am Straßenrand und ein dritter besah sich die Damenklamotten, die vor einem Geschäft auf einem Ständer hingen. Nur für uns Radfahrer ist alles wie zuvor – wir rumpeln und pumpeln lebensgefährlich nah an den Straßenbahnschienen vor uns hin.

Eure St-Pauline, mit schmerzendem Hinterteil